Wenn Sonnenstrahlen auf das Eis treffen, werden sie zu mehr als 90 Prozent zurück in den Weltraum reflektiert wie bei einem Spiegel. Aber wenn sie auf das Meer auftreffen, werden mehr als 90 Prozent der Strahlen absorbiert! Wenn also das Wasser um das Eis herum wärmer wird, schmilzt das Eis entsprechend schneller. Zurzeit wirkt die Eiskappe der Arktis wie ein Spiegel und leitet mehr als 90 Prozent der Sonnenstrahlen ab. So bleibt die Erde kühler. Schmilzt allerdings das Eis, und absorbiert stattdessen das Meer mehr als 90 Prozent der Sonnenstrahlen, gibt es genau am Nordpol eine wahnsinnige Erwärmung!
Wenn sich statt dem Eis eine riesige Wasserfläche an den Polen befindet, hat das definitiv globale Auswirkungen.
Das Weltklima ist wie ein großer Motor, der Wärme vom Äquator zu den Polen mithilfe von Meeresströmungen und Windsystemen befördert. Die weltweite Durchschnittstemperatur liegt bei 14 Grad. Bei einem Anstieg von 2,75 Grad, was die Untergrenze der Voraussagen ist, bedeutet das eine Temperaturzunahme am Äquator um nur 0,55 Grad, an den Polen jedoch um mehr als 6,6 Grad. So ist die Veränderung der Wind- und Meeresströmungssysteme, die sich seit der letzten Eiszeit gebildet haben und seitdem relativ stabil geblieben sind, ungewiss. Ein Problem dabei macht den Wissenschaftlern besonders Sorgen: Dieses Problem liegt im Nordatlantik, wo der Golfstrom nach Norden strömt und auf kalte, aus der Arktis und über Grönland kommende, Winde trifft, die das Wasser des Golfstroms zum Verdunsten bringen und ihn abkühlen, damit der Wasserdampf durch dort vorherrschende Winde und die Erdumdrehung nach Westeuropa getrieben wird. Das gesamte Meeresströmungssystem bildet einen einzigen Kreis. Es wird „Globales Förderband“ genannt. Rot: Warme Oberflächenströmungen. Der bekannteste Strom davon ist der Golfstrom. Blau: Kalte Strömungen, die in die entgegengesetzte Richtung fließen, sie verlaufen am Meeresgrund. Nachdem die Wärme oben im Nordatlantik entzogen wurde, verbleibt dort kälteres und salzigeres Wasser. Das Wasser wird dadurch dichter. Das kalte, schwere, dichte Wasser sinkt mit einer Geschwindigkeit von 19 Milliarden Litern pro Sekunde und das zieht die Strömung wieder nach Süden.
Am Ende der letzten Eiszeit, als sich die Gletscher wieder aus Nordamerika zurückzogen, schmolz das Eis und es bildete sich ein riesiger Süßwassersee in Nordamerika. Die Gewässer um Detroit sind heutige Überbleibsel dieses riesigen Sees. Am Ostufer bildete sich ein Eisdamm, der eines Tages brach. Das ganze Süßwasser floss heraus und schuf den heutigen St.-Lorenz-Strom. Es verdünnte das kalte, salzige, dichte Wasser und machte es süßer und leichter und so hörte es auf zu sinken und die „Pumpe“ schaltete sich ab. Der Wärmeaustausch stoppte, Europa bekam wieder eine Eiszeit für die nächsten 900 bis 1000 Jahre
Die Veränderung der Klimabedingungen, wie sie heute hier existieren, bis zu einer Eiszeit, ereignete sich höchstwahrscheinlich innerhalb von 10 Jahren. Man könnte denken, dies kann heute nicht mehr passieren, denn die nordamerikanischen Gletscher, die schmelzen und durch das Süßwasser das salzige Wasser verdünnen könnten, gibt es so nicht mehr. Aber Grönland! Und wenn das grönländische Eis schmilzt, wird dies voraussichtlich verheerende Folgen haben.